Sunday, April 20, 2008

Frohe Ostern (oder so)

Der letzte Eintrag handelte von meinen Erlebnissen im Süden Argentiniens. Dieser hier geht etwas in die andere Richtung. Aber der Reihe nach.

Nach meiner Ankunft am einem Samstagabend in Tandil blieb mir immerhin ein Tag zum regenerieren, denn am Montag ging ja gleich die Uni los (und das auch noch um acht Uhr morgens). Wenigstens war gleich der Dienstag frei. Die erste Uniwoche verging mit viel Organisationskram und Kleinklein. Das System hier ist sehr verschult, für jeden Lehrveranstaltung braucht man mehrere, die man schon gehört haben muss bzw. einige auch geprüft. Da der FB Mathe sehr klein ist, kann das auch schon mal dazu führen, dass niemand eine Lehrveranstaltung hören darf. Die Vorlesung wird dann schlicht und ergreifend nicht angeboten. Das betraf dummerweise gleich beide meiner vorher gewählten Veranstaltungen (jedenfalls die beiden wichtigen). Für mich als Austauschstudenten gelten diese Regelungen zwar nicht, aber ich gelte leider auch nicht als regulärer Student, so dass ich erst nach langen Kämpfen durchgesetzt hatte, dass diese Vorlesungen wirklich stattfinden. Für meine argentinischen Freunde hat das den Vorteil, dass sie die Vorlesung nun "illegal" hören dürfen und im Mai, wenn wieder Prüfungen sind, diesen Umstand nachträglich bereinigen können. Neben diesen beiden Vorlesungen (Optimierung und Funktionalanalysis) höre ich noch eine Vorlesung zur Verbandstheorie und einen Blockkurs zu Numerik. Das ist für hiesige Verhältnisse recht viel, aber da ich aus dem letzten Semester effektiv nur die Algebra habe (der Differentialgleichungskurs war so schlecht, dass ich ihn gar nicht erst geprüft habe) und in meinem Studium auch etwas vorankommen will, muss das eben so sein.

Die zweite Uniwoche war nur eine halbe, denn es war die Woche vor Ostern. Über Ostern sollte ich Besuch von meiner Mutter bekommen, die die Gelegenheit bei Schopfe gepackt hat, Argentinien kennen zu lernen. Geplant war unter anderem der Besuch der Iguazú-wasserfälle an der Grenze zu Brasilien. Das ist aber ein gelbfiebergefährdetes Gebiet, und eine Gelbfieberimpfung hatte ich nicht. Kein Problem, wird sich ja wohl auch hier machen lassen. War auch so, leider aber nicht in Tandil, sondern im zweieinhalb Stunden entfernten Mar del Plata. Dienstags hatte ich ja frei, und glücklicherweise war auch gerade dienstags Impftag. Dummerweise musste man ab sechs Uhr morgens anstehen, um die Impfung zu bekommen, und der erste Bus von Tandil fuhr... etwas später. Also bin ich kurzentschlossen Montag Abend noch schnell nach MdP gefahren, habe von sechs bis halb 12 erst in der Kälte, dann in der Hitze gestanden und am Ende meine Impfung bekommen (die übrigens gratis war). Mitzubringen war nur eine eigene Spritze, was noch für einen Schockmoment sorgte, weil mir jemand sagte, ich hätte die falsche Spritze mit. War dann aber nur ein Sprachproblem...

Am Mittwoch Abend bin ich dann nach Buenos Aires gefahren, um am Donnerstag morgen Muddern vom Flughafen abzuholen. Wir haben dann den Tag vor Ort verbracht und sind abends nach Tandil gefahren. Über Ostern ist hier in Tandil ein Calvarien-Spektakel (für Nichtkatholiken: Hügel mit Nachstellung der Kreuzigung Jesu), die ganze Stadt war rammelvoll. Sogar Busse voller Japaner sind hier aufgetaucht, ich war echt beeindruckt. Mangels anderer Busverbindungen (fast eine Woche im voraus alles ausgebucht, das kommt hier nie vor) sind wir dann am Ostersonntag nach Cordoba gefahren, nachdem wir die Sehenswürdigkeiten von Tandil abgeklappert hatten. Dort haben wir zwei Tage verbracht, inklusive Besichtigung des nahe gelegenen Dorfes Alta Gracia (Jesuitenmission und Wohnhaus der Familie Guevara), ich habe jetzt das berühmte Motorrad vom Che gesehen. Klasse.
Weiter ging es nach Mendoza (Wunschziel Salta ließ sich leider nicht machen). Dort standen die Anden auf dem Programm, neben einem entspannten Tag in der Stadt von Mendoza haben wir eine Tour hoch zum Pass Christo Redentor gemacht (in etwa das gleiche, was ich im Dezember schon zusammen mit Evelyn gemacht hatte.) Diesmal ließ sich die auf 4000m gelegene Statue aber tatsächlich anschauen. War aber nicht so beeindruckend. Tags drauf sind wir dann über den Pass nach Santiago de Chile gefahren, die gleiche Tour die ich im Dezember andersrum auch schon mal gefahren war. Wer dort war, weiss, dass sich das auch mehrfach lohnt. Für Eindruck gesorgt hat die Grenzkontrolle auf chilenischer Seite. Da Chile frei von gewissen Tierkrankheiten und Obstplagen ist, wird man sehr intensiv nach tierischen oder pflanzlichen Produkten durchsucht (und natürlich nach Rauschgift, Waffen, ...). Ich kannte die Prozedur schon, aber sie soll wohl den Grenzkontrollen zur DDR damals beinahe gleichkommen. Allerdings sind die Grenzbeamten in Chile sehr viel freundlicher. Bei Verstoß wird aber trotzdem ein Bußgeld fällig. In Santiago sind wir eigentlich nicht geblieben, denn am nächsten Morgen ging es mit dem Flugzeug zurück nach Buenos Aires. In diesem Falle war der Weg das Ziel, die Anden von drinnen und von drüber. Bei Sonnenaufgang wirklich spektakulär.
Von BA sind wir dann kurzentschlossen mit Aerolineas Argentinas nach Iguazú geflogen, der Tag war damit komplett für Fliegen verbraucht. In Iguazu haben wir dann an einem Tag den argentinischen Teil des Wasserfall-Nationalparks besucht, am anderen den brasilianischen. Der argentinische Teil ist deutlich schöner, aber beide sind spektakulär. Neben der schieren Größe der Wasserfälle beeindruckt dann auch die Garguanta del diablo, eine Stelle an der von drei Seiten Wasser nach unten fällt. Nicht ganz so groß aber nicht minder beeindruckend war ein Überfall einer Gruppe Nasenbären auf ein Restaurant, den wir miterlebt haben. Die Viecher sind zwar wirklich lustig anzusehen, aber unersättlich und sollen auch ziemlich übel beißen können. Und sie können recht hoch springen, wenn sie in einer Tasche Futter wittern.
Auf der brasilianischen Seite waren wir im Zuge einer Tour, die auch einen Besuch des Itaipu-Staudammes (ein gemeinsames Projekt von Brasilien und Paraguay) einschloss, denn die Wasserfälle liegen im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay. Ich bin damit nicht nur einige Stunden in Brasilien gewesen, sondern auch durch Paraguay gefahren, wenn auch ohne Stempel im Pass und ohne Fuß auf paraguayisches Territorium zu setzen. Was mich selbst etwas überrascht hat, ist dass ich recht gut portugiesisch verstehe. Im zum Park gehörendem Besucherzentum habe ich mal spaßeshalber die portugiesischen Texte gelesen (also nicht nur Hinweistafeln) und siehe da, es gab keine Probleme. Auch die gesprochene Hinweise waren i.d. Regel kein Problem. Da sieht man mal, wie dicht Spanisch und Portugiesisch liegen, denn vom letzteren kann ich kein Wort.
Wir sind dann wieder zurück nach Buenos Aires geflogen (beim Start hatte ich nochmal einen tollen Blick aus der Vogelperspektive auf die Wasserfälle) und haben dort die letzten zweieinhalb Tage verbracht. Neben Besuch der üblichen Viertel (San Telmo, Recoleta, Congreso, Puerto Madero... Boca musste leider ausfallen) und Sehenswürdigkeiten (der Obelisk, Evitas Grab, Tetro Colon, Puerto Madero, usw) haben wir zum Schluss noch eine Tangoshow besucht. Sehr spektakulär, aber etwas lieblos über die Bühne gebracht, keine Zugabe,nix. Sehr ärgerlich war eine Rasierschaumattacke. Dabei hatten wir mit einem Mal beide Rasierschaum hinten am T-Shirt. Das ist einen gängige Methode, Touristen zu bestehlen. Jemand kommt, weist einen auf die Verschmutzung hin, während eine andere Person jemanden bestiehlt. Ist zwar nix weg gekommen, (war ja klar was Sache war), aber dreckig war man trotzdem...
Nach zwei Wochen ist Muttern dann wieder nach Deutschland geflogen, und ich bin nach Tandil gefahren, zwei Wochen Uni nachholen (dank diverser Feiertage war das aber nicht so wild).

0 Comments:

Post a Comment

Subscribe to Post Comments [Atom]

<< Home