Sunday, January 20, 2008

Zurück in Argentinien

Die Frequenz von einem Eintrag pro Monat hat sich wohl inzwischen eingependelt. Eigentlich wollte ich ja öfter schreiben, scheint wohl nichts draus zu werden. Ausgehend von meinem vorletzten Eintrag hier ein kurzer Überblick: Meine Algebraprüfung habe ich bestanden, danach waren Evelyn und ich drei Tage in Chile und in Mendoza sowie San Rafael. Am siebzehnten gings zurück nach Tandil, denn am 19. Dezember bin ich nach Deutschland zurück geflogen, was auch von vornherein so geplant war. Irgendwie mochte ich dann doch nicht Weihnachten und Sylvester in der Fremde verbringen, obwohl das sicherlich sehr interessant gewesen wäre. Die Fahrt zum Flughafen war etwas hektisch, ich bin nämlich in Buenos Aires mitten in den Feierabendverkehr geraten, und vom Busbahnhof zum Flughafen ist es ziemlich weit. Zu allem Überfluss wurde ich auch noch am falschen Terminal abgesetzt, die Lufthansa fliegt nämlich nicht vom normalen Abflugterminal. Am Check-In erwartete mich eine Riesenschlange, mit dem selben Flug flog nämlich noch eine Gruppe fünfzehnjähriger Schüler zu einem dreimonatigem Austausch nach Deutschland. Die hatten nicht nur zwei von vier Economy-class Check-In-Schaltern mit ihren Koffern blockiert, so dass die komplette Economy-class mit nur zwei Schaltern eingecheckt wurde, es standen auch überall noch Verwandte, Freunde, Verwandte von Freunden usw. herum, so dass quasi kein Durchkommen war. Natürlich saßen die Jungs und Mädels dann im Flug auch um mich herum, so dass der Schlaf an Bord eher kurz war. Habs aber so gut es ging mit Humor genommen, und zum Ausgleich lief als erster Bordfilm "Deutschland, ein Wintermärchen", der sich um den Weltmeistertitel der deutschen Handballnationalmannschaft dreht. Normalerweise versuche ich direkt nach dem Abendessen (üblicherweise eine Stunde nach Abflug) zu schlafen, dafür war aber zu viel Trubel an Bord. Lufthansa hat übrigens im Gegensatz zu British Airways und Lan (chilenische Airline) noch kein persönliches On-Demand-System, was aber eigentlich auch nicht weiter schlimm ist. Man kann sich eben nicht, wenn man nachts aufwacht, mal eben die Karte einblenden lassen, weil auf den Hauptschirmen gerade das Dschungelbuch läuft (kein Scherz). Sowohl der Flug als auch der Zubringer von Frankfurt nach Hamburg hatten Verspätung, bei dem Hopser von Frankfurt nach Hamburg hatte die Kabinenbesatzung ganz offensichtlich Schwierigkeiten mit dem brandneuen Airbus A321, man bekam zum Beispiel in Hamburg die Vordertür nicht auf, so dass wir erst auf einen Bus warten mussten. Dafür war ich mal vor der Business Class von Bord.
Die Umstellung von Argentinien nach Deutschland war die ersten Tage schon krass, vor drei Tagen noch über 40 Grad in Mendoza, nun um Null und norddeutsches Miesepeterwetter. Habe jedenfalls etwa drei Wochen in Deutschland verbracht, eine Menge Leute besucht und so weiter. War wirklich schön, viele Leute habe ich eine ganze Weile nicht gesehen. Allerdings ist mir jetzt vieles wieder präsent, was man sonst im Laufe der Wochen und Monate eher in den Hintergrund gedrängt hat, mit einem Wort: Ich hab Heimweh. Nicht dramatisch, aber es ist da. Was ich wohl nicht so schnell vermissen werde, ist die Bahn, die mich nachts um eins in Hamburg-Altona hat rumstehen lassen, Betriebsschluss, ätsch, ausgelacht.
Bin jedenfalls am 14. Januar wieder nach Argentinien geflogen, im Gepäck: meinen Rucksack und den von Florencia, die ich tatsächlich am Frankfurter Flughafen getroffen habe. Gepriesen sei das Darmstädter Semesterticket. Beim Check-In (nach den Erfahrungen mit Lufthansa fliege ich wieder mit British Airways) war es natürlich ihr Rucksack, der bei der Sicherheitskontrolle piepste, und ich hatte keine Ahnung, was drinnen war. Schreckmoment. Den Sicherheitsleuten wars aber wohl egal. Unser Flug von Hamburg nach London-Heathrow musste mangels Landeslot in London fast eine Stunde in Hamburg auf dem Rollfeld stehen, was zur Folge hatte, dass meine Verbindung zum Flug nach Buenos Aires verdammt knapp wurde, denn in London standen ein Terminalwechsel sowie die Sicherheitskontrolle an, und die dauert erfahrungsgemäß sehr lange. Dieses mal allerdings war gar keine Schlange an der Kontrolle, so dass ich meinen Flug nicht nur noch erwischt habe, sondern sogar noch etwas warten musste. Leider hatte BA wohl einen Gepäckcontainer in London vergessen, so dass ich am Ende in Buenos Aires zwar meinen Rucksack, nicht jedoch den von Florencia hatte. Die ganzen Formalitäten um den Gepäckverlust (immerhin hatte man den Container schon vor einer Weile gefunden und zugesichert, die Gepäckstücke ein paar Tage später herzufliegen und nach Tandil zu bringen) haben aber doch eine Weile gedauert. In solchen Situationen kommt es mir dann sehr zupass, dass ich inzwischen ziemlich gut Spanisch spreche, denn auch das British-Airways-Personal spricht nicht unbedingt fließend Englisch und freut sich jedes Mal nen Keks, wenn jemand Spanisch spricht. Jedenfalls habe ich es ganz knapp zum Busbahnhof geschafft, nur um dann festzustellen, dass es in Argentinien zu Sylvester eine Zeitumstellung auf Sommerzeit gab (die kommt und geht hier nicht vorher festgelegt, sondern wie es der Regierung passt), und ich meinen Bus verpasst hatte. Durfte daher noch ein paar Stunden am Terminal sitzen, es war schweineheiß und ich war hundemüde, aber habe es dann irgendwann doch nach Hause, unter die Dusche und ins Bett geschafft. Florencias Rucksack habe ich inzwischen auch wieder, die ganze Sache hatte immerhin den Vorteil, dass ich den nicht schleppen musste. Mit einem Reiserucksack unterwegs zu sein ist sehr bequem, meiner Ansicht nach auch besser als ein Trolley, aber zwei sind halt total unhandlich.
Wann das Semester hier wieder losgeht, weiß keiner so genau, die Prognosen schwanken zwischen 10. und 26. März. Sicher ist also nur, dass es im März losgeht. In der Uni kann ich auch niemanden fragen, denn die ist zu (die machen hier im Januar Hardcore-Semesterferien: Uni zu, keiner da, nix). Das ist war eigentlich nett, aber ich würde ja gerne wissen, wie viel Zeit mir zum Rumtingeln durchs Land bleibt und wann ich wieder hier sein muss. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich bis Vorlesungsbeginn noch eine Prüfung ablegen muss, deren Datum auch noch nicht feststeht (wohl nach Vereinbarung). Von den Leuten, die ich hier so kenne, ist auch kaum jemand da, die Austauschstudenten sind fast alle wieder heimgefahren (ich bin der einzige hier während des kommenden Semesters) und meine argentinischen Freunde sind in ihre Dörfer gefahren. Werde die wohl die kommende Woche mal besuchen. Habe mir inzwischen überlegt, dass ich bis Anfang Februar hier bleibe, die blöde Prüfung vorbereite und mich um das Projekt kümmere, dass ich für meinen Bachelor machen muss, und für dass es langsam mal Zeit wird. Damit bleiben mir, je nach Semesteranfang, immer noch zwischen fünf und sieben Wochen für den argentinischen und eventuell chilenischen Süden. Ich wäre zwar lieber jetzt schon unterwegs, aber ich müsste wahrscheinlich eh Anfang Februar wieder her. So kann ich mir immerhin die ganzen nervigen Sachen vom Halse schaffen und habe danach freien Kopf, auch wenn die Motivation natürlich zu wünschen übrig lässt und hier im Moment wirklich nichts los ist.
Falls es jemanden interessiert: Das Wetter ist im Moment relativ erträglich, bummelig 27 Grad, mittags vermutlich um die 30. Vor allen Dingen kühlt es nachts ab, die Sonne geht etwas nach 21 Uhr unter (dank Sommerzeit, in Deutschland ists dann Mitternacht). Vor ein paar Tagen hat es ziemlich geregnet, soll kurz vor meiner Ankunft aber sehr, sehr warm gewesen sein. Wie immer ist es oft sehr windig, auch an warmen Tagen. Ist mir nicht ganz klar, warum, aber stört auch nicht. So wie im Moment kann sich das Wetter gern noch ne Weile halten, wärmer muss es nicht unbedingt werden, kälter aber auch nicht.