Sunday, March 09, 2008

Auf Tour IV

Anmerkung: Ich habe vor, die letzten drei Einträge nochmal zu überarbeiten (erledigt). Zum einen sind die doch etwas durcheinander geworden und es fehlen Dinge, zum anderen werde ich die Rechtschreibfehler raus- und fehlenden Umlaute reineditieren.
Bin also wie geplant nach Ushuaia geflogen, Flug war ereignislos. Ushuaia ist die südlichste Stadt der Welt, allerdings ist das nicht so dramatisch, wie es klingt. Zuerst einmal gibt es mit Puerto Williams auf der anderen Seite des Beaglekanals durchaus noch eine dauerhafte Siedlung (allerdings mit 2000 EW definitiv keine Stadt), und dann gibt es ja noch die Antarktis. Es ist von Ushuaia durchaus kein Problem, dorthin zu fliegen oder zu fahren, ab 3000 US-Dollar fangen die ersten Kreuzfahrten oder Flüge an. Habe eine Menge Leute getroffen, die sowas machen, für mich war das natürlich nicht drin. Ushuaia liegt auf der Isla Grande von Feuerland, südlich liegt noch eine größere Insel, die zum Ärger der Argentinier zu Chile gehört, und ein Haufen kleiner, kleinster und winzigster Inseln sowie das Kap Hoorn. Von besagter chilenischer Insel wird Ushuaia durch den Beaglekanal getrennt, auf der anderen Seite hats eine Bergkette, mit Gletschern usw. Der Flughafen liegt auf einer vorgelagerten Halbinsel und beherbergt auf dem Rollfeld einen Haufen Kaninchen. Der Anflug, inklusive Platzrunde, war spektakulär, danke Aerolineas Argentinas für den Fensterplatz... Kleiner Haken an Ushuaia ist, dass dank der Lage direkt zwischen Bergkette und Beaglekanal sowie der argentinischen Liebe zu rechteckiger Städteplanung extrem viel "Bergsteigen", d.h. Steigungen zum Stadtbild gehören, und dass die die Argentinier einen gern den Berg hochschicken ("Steckeradapter? Klar, fünf Blocks den Berg hoch..."). Naja, jeder Gang macht schlank.
Am Mittwoch habe ich einen Bootstour zu einer der Inseln mitgemacht, inklusive Kormorane auf drei-Meter Distanz, Seelöweninsel, Königskrabbe (die Viecher sind nen halben Meter und mehr breit), viiieler Vögel, deren Namen ich nicht kenne usw. Lustig ist, dass ich inzwischen immer öfter als Übersetzer herangezogen werde, denn oft können die Einheimischen nicht oder nicht gut Englisch, und viele Touristen können kein Wort Spanisch. Besonders negativ sind mir da die Israelis aufgefallen, die zudem noch oft sehr herrisch auftreten und überall feilschen (was in Argentinien im allgemeinen nicht üblich ist). Die Amis sind dagegen eigentlich immer besser als ihr Ruf, auch wenns mit dem Spanischen oft hapert - aber sie versuchen es zumindest.
Tags drauf war ich im Nationalpark Feuerland, bin dort ein paar Stunden einige Pfade längs gelaufen, zur Abwechslung mal allein, was ich durchaus genossen habe. Ist schon nett, mal ganz allein an nem Küstenstreifen zu stehen oder irgendwo im Walde. Was mir aufgefallen ist, ist welchen Schaden die aus Kanada importieren Biber angerichtet haben. Da die keine natürlichen Feinde haben und ein paar Biber jeweils einen eigenen Damm brauchen, der dank des Staueffekts dann einen halben Waldstreifen absterben lässt, sind die Folgen echt dramatisch. Nett war dagegen, dass ich bis auf drei Meter an einige Spechte rangekommen bin, da lohnt es sich, mal allein zu laufen. Auf dem Rückweg habe ich einer Gruppe Amis und Japaner beim Verhandeln mit dem Busfahrer geholfen. Hat sich gelohnt, die gehörten zu der Japanerinvasion, die ich die Tage in Ushuaia schon beobachtet hatte (hatte vorher gar keine Japaner gesehen). Das ganze ist eine... eigene Idee. Es handelt sich um ein Kreuzfahrtschiff, vollgeladen voller Japaner, die an Bord Englisch lernen und durch die Weltgeschichte geschippert werden. Dabei wird Augenmerk darauf gelegt, Orte zu besuchen, die Japaner sonst eher nicht besuchen würden (lies: wo es keine alten Gebäude und englischen Guides gibt). Für die Sprachlehrer ist Kost und Logis frei, die Japaner zahlen von 13.000 Dollar aufwärts. Mehr Info: peaceboat.org ;-)
Am Freitag wollte ich zur Estancia Harberton, einer der ältesten Ranches in der Gegend, der Transfer war mir aber zu teuer. Bin stattdessen zum Cerro Martial, einem Berg mit Gletscher in der Gegend. Nach dem Sessellift nach oben (ja, bin faul und nicht gelaufen) bleibt noch ein einstündiger Aufstieg. Statt einem "walk in the park" wars aber zum Teil wahnsinnig steil (45 Grad, kein Scherz, habe isch Beweisfoto oder was) oder matschig/felsig. Meine Schuhe sind damit endgültig hin. Aussicht war soso-lala, dank Wolken. War aber ein netter Ausflug. Nachmittags habe ich dann Postkarten geschrieben und das Gefängnis von Ushuaia besucht. War ganz interessant, habe dort auch verbilligten Eintritt bekommen (*geifer. Geiz ist geil*). Ist schon krass, wo einem das Visum überall billiger reinbringt, man muss nur danach fragen (im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass Ausländer an vielen Orten abgezockt werden).
Samstag war ich dann noch in der Touristeninformation, mir meinen "Ende-der-Welt"-Stempel im Pass abholen. Bin dabei von der Touriinformation um Mithilfe gebeten worden, ein Deutscher hat seinen Führerschein dort verloren und ich war wohl der erste, der Spanisch spricht. Mal schaun, wie ich den Lappen wieder an den Mann bringe (noch Klasse III). Nettes Detail auf dem Weg zum Flughafen: Im Taxi hängt ein Schild, dass darauf hinweist, dass der Taxameterpreis in Pesos ist, nicht in Dollar. Auf meine Frage, ob Leute glauben würden, dass das Dollar wären, schmunzelte er und meinte, das käme schon vor... Der Rückflug war verspätet, so dass ich wirklich in letzter Minute in meinen Bus nach Tandil gekommen bin, der war sozusagen schon beim Verlassen des Busbahnhofes. Habe dann seeehr gut in meinem eigenen Bett geschlafen, ohne Schnarcher im Zimmer und ohne irgendwelche Check-out-Zeiten im Hinterkopf. Morgen geht die Uni los, 8 Uhr. Man kann nicht alles haben...
Die Fotos der Tour werden noch etwas auf sich warten lassen, ich habe die 2GB-Speicherkarte fast vollgeknipst und muss das alles erstmal sortieren.

Tuesday, March 04, 2008

Auf Tour III

Die letzten beiden Eintraege sind etwas wirr geworden. Das liegt daran, dass ich beide nach einem langen, anstrengenden Tag geschrieben habe, was eher kein gutes Rezept fuer durchdachte Texte ist...
Jedenfalls bin ich von Futaleufú mit dem Bus nach Villa Santa Lucia gefahren und habe dort gerade noch den Minibus nach Coyhaique erwischt. War ein langer Tagestrip entlang der Carretera Austral, einer mehr oder weniger einspurigen Schotterpiste durch den Aysen, eine der unzugaenglichsten Regionen der Erde. Es gab lange keine Strasse dort durch, erst Pinochet, ein (der...) chilenischer Diktator, hat eine bauen lassen. Elf Tote waehrend des Baus, und wirtschaftlich sinnvoll ist diese Strasse sicher nicht. Die Fahrt war aber sehr interessant, man hat einen totalen Urwald, gleichzeitig ein grandioses Bergpanorama, Fjorde, Wasserfälle, ...
In Coyhaique habe ich zusammen mit drei im Bus kennengelernten Chilenen und einer Spanierin ein Fünfer-Appartement geteilt für eine Nacht (billigste Option), wir hatten abends noch ein asado (Grillfest), das etwas ausgeartet ist. War aber lustig. Am nächsten morgen reichlich verkatert aufgestanden, Weiterreise organisiert. Habe mich dann nach langem Überlegen und einem Blick auf den Eurokurs dazu durchgerungen, die Laguna San Rafael zu besuchen, ein ziemlich teures Vergnügen. Es handelt sich dabei um einen Gletscher, der in einem Fjord endet und dort ab und an kalbt. Man faehrt dort mit einem Katamaran fünf Stunden hin, kann dann dort mit dem Zodiac ne Stunde extrem dicht vorm Geltscher rumfahren und dann gehts wieder zurueck. Kleines Schmankerl: An der Bar gibts hinterher Cocktails usw. mit Gletschereis. Ich fands ziemlich beeindruckend, und dank globaler Erwärmung und der damit verbundenen Geltscherschmelze wird das ganze so wohl nur noch ein paar Jahre möglich sein. Meine beiden Sitznachbarn während der Fahrt waren - natürlich - zwei Schweizer, sie war in einem Frauengefängnis tätig. Wenn man bedenkt, dass der mit mir in Futaleufú durch den Fluss geschwommene Ami Kriegsberichterstatter war, kommt man schon zu dem Schluss, dass ich reichlich interessante Leute getroffen habe...
Die Hafenstadt Puerto Chacabuco, in der ich der Gletschertour wegen zwei Nächte verbracht habe, ist übrigens einer der langweiligsten Orte Chiles. Außer einer Fischfabrik gibt es dort gar nichts, noch nichtmal ein Internetcafé, und die gibt es in Südamerika überall.

Am naechsten Tag bin ich dann mit Sky Airline, einer chilenischen Billigairline, nach Punta Arenas geflogen. Man merkte deutlich, dass Sky gebrauchte Flieger benutzt, aber wir hatten eine grandiose Aussicht. In Punta Arenas bin ich einen Tag geblieben. Hat sehr norddeutsches Flair, am Meer, bewölkt, windig, ab und an Regen, ... Wir (= einige Belgier und ich) haben dort eine Pinguinkolonie besucht, war aber nicht so spektakulär, die meisten Pinguine sind schon nach Brasilien abgehaun. Jedenfalls gings abends für mich nach Puerto Natales, Gateway zum Nationalpark Torres del Paine. Beinahe noch den Bus nicht gekriegt, weil der Rückbus von der Pinguinkolonie einen Motorschaden hatte. Schock...
Torres del Paine habe ich nur im Rahmen einer Tagestour besichtigen können, zu wenig Zeit. War interessent und wir hatten einige wirklich schöne Aussichten, aber einige Tage dort zu hiken und zumindest das "W", einen beliebten Rundweg zu laufen, gibt einem deutlich mehr vom Park. Das nächste Mal...
Tags drauf gings zurück nach Argentinien, nach El Calafate. Dort stand eines der must-visits in Argentinien auf dem Programm, der Gletscher Perito Moreno. Fünf Kilometer breit, 14 von 30 Kilometern Länge sichtbar, endet in einem See, der durch den Gletscher zweigeteilt wird. Natuerlich kalbt auch dieser Gletscher, aber anders als in der Laguna San Rafael. Sehr beeindruckend.
Insgesamt merke ich am Geldbeutel, dass ich wieder in Argentinien bin, Preise sind wieder vernuenftig und ich kriege dank meines Visums Ermäßigungen, habe zum Perito Moreno nur 6 statt 40 Pesos Eintritt bezahlt. Gestern abend eine Menge Leute von unterwegs wiedergetroffen, wir waren im örtlichen Antares, einer Mikrobrauereikette, die es auch in Tandil gibt (und Antares rockt einfach). Heute, dass heißt nachher, fliege ich nach Ushuaia, Feuerland, die südlichste Stadt der Welt. Dieses mal wäre der Bus zwar ein wenig günstiger gewesen, aber zu völlig unmöglichen Zeiten losgefahren. Und ich hab im Flieger einen Fensterplatz auf der rechten Seite, dort wo die Anden sind, yummie..
In Ushuaia werde ich bis Samstag bleiben, wenn, wie bereits geschrieben, der Flieger nach BA geht. Falls also jemand eine Postkarte vom Ende der Welt wuenscht, soltle er mir zuegig seine Adresse zukommen lassen ;-)