Saturday, September 06, 2008

Wieder unterwegs III

Dies hier duerfte der letzte Reiseintrag sein. Die Bilder folgen dann so bald wie moeglich.

In Tucuman habe ich also einen Tag verbracht, mir die Stadt angesehen (keine Schuhputzer, juchuh) und so weiter. In Tucuman hat Argentinien eine seiner beiden Unabhaengigkeitserklaerungen abgegeben, und der erste Kongress tagte dort. Ich hab mir also brav die "Casa de la Independencia" nebst Unabhaegingkeitserklaerung angesehen. Und eine ziemlich huebsche Mate-Kalebasse entdeckt und dann doch nicht gekauft, worueber ich mich jetzt schon aergere. Wenn Doofheit klingeln wuerde...
Kleiner Nachtrag zu Salta: In der Region ist das Kauen von Coca-Blaettern weit verbreitet, aber illegal. Bei den Einheimischen wird es aber toleriert. Das geht dann nicht nur so weit, dass Cocahaendler durch die Strassen gehen um ihre Ware anzubieten, sondern es gibt Laeden, die ganz normal damit handeln, inklusive Schild vor der Tuer. Fand ich krass, andererseits verkaufen auch Laeden im ganzen Lande Raubkopien von Filmen und CDs ganz offen und fuehren dafuer sogar Mehrwertssteuer ab...

Von Tucuman gings jedenfalls mit dem Nachbus nach San Juan, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Von der Einwohnerzahl in etwa mit Tandil (120.000) zu vergleichen, und aehnlich ruhig. Nette, breite Buergersteige, mit angenehmen Pflaster (Tucumans Buergersteige waren sehr eng, was bei der bekannten Neigung der Argentinier, an Engstellen rumzustehen sehr die Nerven strapaziert). Das Hostal, welches ich mir ausgesucht hatte war leider nicht mehr an seinem alten Standpunkt, so dass ich erstmal knapp 20 Blocks laufen musste (vor dem ersten Kaffee). Dafuer dann einen anderen Deutschen aufgegabelt, sogar aus Schleswig-Holstein. Der hatte es mit seiner Koerpergroesse von ueber 2 Metern hier in Argentinien nicht leicht...

Am Tag drauf sind wir in den Provinzpark Ischigualasto, auch als das Mondtal bekannt. Dank der sonnigen Fotos habe ich die Jacke zuhause gelassen - ein schwerer Fehler. Der morgendliche Nieselregen hoerte naemlich auf der Strecke zum Park nicht auf, sondern wurde staerker und verwandelte sich in Schneefall. Das passiert ungefaehr zwei, dreimal im Jahr... Insofern war der Besuch im Park nicht so dolle, weil viele Sachen halt bei Sonne viel beeindruckender aussehen oder schlicht im Schneetreiben verschwanden. Dass gewisse Teile der Gegend wirklich wie eien Mondlandschaft aussehen, liess sich aber erkennen (Frage ans Publikum: schneit es auf dem Mond?).

Am Freitag ging es dann in meiner bisher laengsten Bustour nach Puerto Madryn, um die Peninsula Valdez zu besuchen. Ueber 24 Stunden im Bus, aber immerhin hatte ich einen netten Sitznachbarn (diesmal semi-cama). Die Busfahrt ging die meiste Ziet durch stinklangweilige Pampa, so langweilig, dass selbst der gelegentliche Fuchs, der vor dem Bus die Strasse ueberquerte, keinen Grund sah, schneller als Scritttempo zu gehen.

Die Penisula Valdez ist fuer Pinguine, Seeloewen und vor allem Wale bekannt, und tatsaechlich war gleich am Samstagmorgen ein Walpaerchen in der Bucht zu sehen, geschaetzte 300 Meter von der Hafenmole weg. Beeindruckende Tiere, machen auch ganz schoen Laerm. Am selben Tag bin ich dann nach dem dringend noetigen Fruehstueck noch drei Kilometer zum ecocentro gelaufen, so einer Art Erklaerungs- und Vorschaudings zur Peninsula. Wer das multimar-Wattforum in Toenning kennt, so was in der Art. Tags drauf ging es dann zur Peninsula. Zunaechst stand ein Besuch bei den Walen auf dem Programm, man faehrt mit kleinen Booten raus und kommt den Tieren sehr nahe, zum Teil bis auf wenige Meter. Natuerlich hat mich meine Kamera wieder mal im Stich gelassen (treulose Tomate!), aber ein paar Fotos habe ich gemacht. War auf jeden Fall sehr beeindruckend.
Danach waren wir noch bei einer Seeelefantenkolonie (einen Tag alte Babies..) und haben die ersten Pinuguine der Saison gesehen (der Rest ist noch in Brasilien).

Dann Rueckreise nach Tandil, inzwischen bin ich nur noch 100 km weg, aber leider habe ich meinen Anschlussbus knapp verpasst und schlage jetzt hier in Azul die Zeit tot. Das Busunternehmen will mir den Abschied wohl leicht machen ("nee wir halten nicht im Busbahnhof, sondern hier draussen in der Pampa. Aber sie koennen ja laufen, sind ja nur knapp zwei Kilometer...").

Das wars dann soweit von meinen Reiseabenteuern. Ich melde mich vermutlich noch mal, wenn ich wieder zuhause bin, es stehen ja auch noch eine Menge Fotos aus. Dieses Mal sollte das ganze schneller gehen als drei Jahre. Achja, und ab mittwoch sind in Tandil wieder Olimpiadas.

Tuesday, September 02, 2008

Wieder unterwegs II

Ich bin also in die Berge gefahren. Einen Tag spaeter als geplant, denn in dem Hostal, wo ich in Salta war, gab es an meinem ersten Tag abends asado (Grillfest), und danach hab ich mit einigen Iren und Australiern noch Pferderennen gespielt (ein Kartespiel mit gewissem Alkoholbezug...). Jedenfalls: Die Provinzen Salta und Jujuy (Aussprache wie ein Hustenanfall) bilden die Fortsetzung des bolivianischen altiplano und sind auch sonst recht andin gepraegt - so manches kam mir aus Ecuador bekannt vor. Ich bin dann nach einem Tag in Salta mit dem oeffentlichen Bus ins Bergdoerfchen Cachi gefahren. Dabei ist laut Reisefuehrer die Anfahrt das spannendste, O-Ton "eine der spektakulaersten Weltweit" - das wuerde ich mal anzweifeln wollen, aber interessant wars allemal. Leider sass ich auf der falschen Seite, aber sehen konnte man trotzdem was. Zunaechst ging es unten an einem Fluesschen ein Tal entlang, danach schraubte sich die Strasse mit Serpentinen dei Talwand entlang. Nichts fuer Leute mit Hoehenangst. Spaeter gings dann eine Hochebene entlang, die wie eine Mondlandschaft aussah, von den Kakteen mal abgesehen. Cachi selbst war nicht so interessant, ein kleines Bergdorf eben, weissgetuenchte Haeuser, enge Strasse, wenig los. Auf der Rueckfahrt hab ich dann auf der richtigen Seite gesessen. Dieses mal war ich auch vorbereitet, so dass ich die Kapitulation der Batterien in der Kamera nur mit einem mueden Laecheln und den Reservebatterien in der Tasche zur Kenntnis nahm..
Die beiden Tage drauf bin ich in der Quebrada de Humahuaca gewesen, einem Hochtal Richtung bolivianischer Grenze. Einen Tag bin ich mit dem Bus hochgefahren, immer mal ausgestiegen und den naechsten genommen. Besucht habe ich zum Beispiel das Doerfchen Tilcara, wo es eine Inka(?)-Ruine gibt. Man merkt richtig den Uebergang in die andinen Doerfer: Kein rechteckiges Strassenmuster mehr, kaum eine Strasse geteert, alles etwas aermlicher und viel mehr Indianer (die es weiter im Sueden ja nicht mehr gibt, alle ausgerottet). Zu Mittag hab ich Lama gegessen, fuer meinen Geschmack etwas zaeh, aber okay. Uebernachtet habe ich in Humahuaca auf 3000 Meter Hoehe, in einem einfachen Hostal. Den Abend mit einem Franzosen und einer Hollaenderin verbracht. Seit laengerem mal wieder selbst gekocht... Humahuaca hat ein total haessliches Unhabhaengigkeitsdenkmal... Die Dusche am naechsten Morgen fiel aus, denn das Wasser in der Leitung war gefroren, die Temperatur faellt nachts naemlich unter Null, waehrend es tagsuber sauwarm werden kann.
Tags drauf gings also wieder bergab, mit Zwischenstopp in Pumamarca, das unterhalb des "Cerro de siete colores" liegt, eines Huegels (in Schleswig-Holstein waers ein Berg) aus Gestein in vielen verschiedenen Farben. Beliebtes Postkartenmotiv. Auf der Fahrt bergab hatte ich mal wieder den Topsitz im Bus, oben vorne am Panoramafenster.
Am naechsten Tag habe ich dann eine organisierte Tour nach Cafayate mitgemacht, die durch die Quebrada de las Conchas, die Muschelschlucht ging. Sehr beeindruckend, wir haben verschiedene Felsformationen und Schluchten gesehen. Viele Fotos gemacht... Die Tour ging dann wohl wieder zurueck, ich bin aber in Cafayate geblieben und weiter nach Tucuman gefahren. Die Fahrt ging noch weiter durch andine Landschaften, wir hatten mal wieder einen dieser spektakulaeren Sonnenuntergaenge und danach einen klasse Sternenhimmel, sogar su dem Bus heraus. Der Teil, den wir nachts gefahren sind, soll wohl auch ziemlich spannend gewesen sein (ich konnte nur Serpentinen und tiefe Abgruende ausmachen, sowie einen Busfahrer mit Bleifuss). Schade, aber man kann halt nicht alles haben.
Insgesamt hatte ich mir von der Region etwas mehr versprochen, einiges sah den Anden bei Mendoza doch recht aehnlich. Es macht sich auch eine gewisse Argentinienmuedigkeit bemerkbar, mich zieht es jetzt doch langsam nach Deutschland zurueck (Flug ist in zwei Wochen). Liegt aber vielleicht auch daran, dass auf diesem Trip nicht alles so glatt laeuft, wie vorher. Meist Kleinigkeiten, aber es laeppert sich.
Meine weiteren Planungen sehen einen Besuch des Mondtals in der Provinz San Juan vor. Was danach kommt, ist nicht so ganz sicher, ich wuerde gerne die Peninsula Valdez besuchen, aber eigentlich haut das zeitlich nicht hin. Hab vorhin abgecheckt, ob ich einen Tag raushaun kann, wenn ich ein Stueck fliege (ich gelte hier ja als Einheimischer, also ist das nicht so teuer), aber es gibt keinen passenden Flug. Dafuer habe ich mal wieder die Inkompetenz der betroffenen Fluglinie spueren duerfen, die mir einfach ein Ticket fuer den falschen Tag verkaufen wollte. Ist nicht das erste Mal, dass das passiert. Muss nochmal den Reisefuehrer studieren, was ich nach dem Mondtal mache. Und Postkarten schreiben...