Saturday, August 30, 2008

Wieder unterwegs

Zeit fuer den ersten Lagebericht. Uebriges, falls viele Tippfehler im Text sind, daran ist diese Tastatur hier Schuld... Ich besser das dann aus, wenn ich wieder an einem vernuenftigen Rechner sitze, dieser hier ist irgendwie per Satellit angebunden und faellt gleich auseinander...



Ich bin also vergangenen Samstag leicht verkatert (Olympia-Fussball-Final: Argentinien-Nigeria) nach Buenos Aires gefahren und da dann in den Nachtbus nach Posadas gestiegen. Diesmal bin ich mal cama statt semicama (breitere Sessel, mehr Rueckstellwinkel) gefahren, fuer eigentlich keinen Aufpreis. Daafuer gabs sogar nen Steward mit Bordkueche und ich haette Champagner trinken koennen...

In Posadas, das am Grenzfluss zu Paraguay liegt, hab ich dann die Stadt angesehen und bin abends nach San Ignacio gefahren. Dort sind die schon erwaehnten Jesuitenmissionen. Der Besuch dort war sehr interessant, ein grosser Teil ist voellig vom Dschungel ueberwuchtert, fehlte nur noch ein Inka-Menschenopferaltar. Sehr cool. Der Erhaltungsgrad variierte je nach Ausgrabungsstaette, ich hab drei Stueck besucht. Ich war auch nur drei Busstunden von den Wasserfaellen weg, es hat mich ja sehr in den Fingern gejuckt, da nochmal vorbei zu schaun, habs aber dann doch nicht gemacht.
Von den Missionen aus bin ich in einer laaangen Busreise nach Salta gefahren. Die Stadt ist ganz huebsch, aber man kann nicht in Ruhe auf der Plaza sitzen, weil einen Horden von Bettlern, Schuhputzern und Kramsverkaeufern anfallen. Salta ist auch sehr touristisch, manche Strassen kann man nicht langgehen, ohne alle fuenf Meter einen Prospekt in die Hand gedrueckt zu kriegen und zugequatscht zu werden... Jedenfalls hab ich nen Tag in Salta die Stadt angeschaut, bin auf einem UAssichtshuegel in der Naehe gewesen und habe versucht Tickets fuer den Zugf zu bekommen. Das hat jedenfalls nicht geklappt. Dafuer bin ich dann in die Berge gefahren, dazu spaeter mehr...

Saturday, August 23, 2008

Erste Argentinienfotos eingetroffen

So, alle Prüfungen durch, Telefon abgemeldet, Handy auf Prepaid umgestellt, Rückflug gebucht, Wohnung gekündigt: Bis sozusagen fertig hier. Ich bleibe zwar noch nen knappen Monat in Argentinien und die letzte Woche davon auch wieder in Tandil, aber erstmal gehts auf Reisen. Geplante Reiseroute ist: Nach Posadas ("rechts oben), um die Jesuitenmissionen abzunehmen, dann quer durch den Chaco nach Salta (links oben), um hoffentlich mit dem Tren a las Nubes zu fahren. Danach wieder nach Süden, durch die Gegend Tucuman, La Rioja, San Juan. Wenn noch zeit überbleibt, in einem großen Satz nach Puerto Madryn um die Peninsula Valdez doch noch zu besuchen. Wir werden sehen, wie das alles klappt. Kein Plan überlebt die Begegnung mit der Realität...
Ansonsten habe ich den ersten Rutsch Argentinienfotos fertig. Zu finden hier. Ich bin zwar mit dem sortieren schon weiter, aber leider noch nicht mit dem Beschriften. Sorry.

Wednesday, August 06, 2008

Ganz kurz III

Kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommt: Das ist die obere linke Hälfte des argentinischen Teils der Iguazú-Wassserfälle (Klicken zum vergrößern):

In other News habe ich mir jetzt den Luxus eines zweiten Blogs gegönnt, zu finden unter abuzeus.de/weilsgeht. Damit kann ich diesen Blog als Reiseblog beibehalten und eher täglichen Krams und technisches Zeug dort lassen. Für alle, die das nicht interessiert: Alles was Argentinien, Ecuador und eventuelle weitere Reisen betrifft, wird auch in Zukunft hier und nur hier stattfinden.
Ich habe auch vor, nachdem ich hier meine Prüfungen hinter mich gebracht habe, noch einmal auf Reisen zu gehen. Das Ziel wird die Region um Salta herum sein.

Saturday, August 02, 2008

Argentinien

Nun bin ich schon ein ganzes Jahr hier, und habe immer noch nicht wirklich über Argentinien und die Argentinier geschrieben. Die üblichen demo- und geographischen Infos könnt ihr euch an geeigneter Stelle besorgen, das interessiert bestimmt keinen. Interessanter sind sicherlich die Verhältnisse hier.
Am spannendsten sind sicherlich die Argentinier selbst. Man macht schnell die Erfahrung, dass die Menschen unheimlich nett, höflich und zuvorkommen sind. Das liegt vielleicht nicht nur daran, dass man hier Höflichkeit größer schreibt, sondern auch an der sprichwörtlichen Miesepetrigkeit der Deutschen. Kommt man aus Deutschland raus, merkt man dass viele Menschen die kleinen Unfälle des Lebens gelassener aufnehmen. Topbeispiel, die Bahn. Jeder kennt das, es kommt zu Verspätungen und so weiter, alles nur noch am Meckern. Hier gibt es zwar kein derartiges Bahnsystem wie in Deutschland, aber die Überlandbusse übernehmen genau diese Aufgabe. Und die sind zwar oft pünktlich da, aber selbst bei Tandil-Buenos Aires (nominell etwa 5 Stunden) kann man plus/minus 30 Minuten rechnen, ich hab auch schon deutlich mehr erlebt. Man stelle sich das Gejaule vor, wenn die Bahn regelmäßig mit einer halben Stunden Verspätung von Hamburg aus in Frankfurt am Main ankäme. Oder als hier neulich gestreikt wurde und Busse regelmäßig stundenlang festsaßen, man nahm es überwiegend gelassen auf, beschwerte sich höchstens darüber, dass Krankenwagen auch aufgehalten wurden. Und das ging Wochen und Monate so!
Allerdings machen viele Touristen dann die Erfahrung, dass die Argentinier oberflächlich sind und oft auch etwas rücksichtslos. Wie oft habe ich mich darüber aufgeregt, dass man auf dem Gehsteig oft nicht zügig vorankommt, weil die Leute einfach immer im Weg stehen und einen nicht vorbeilassen (jaja, wo bleibt da die Gelassenheit). Genauso wird etwas zugesagt und dann nicht eingehalten, Pläne im letzten Moment über den Haufen geworfen und so weiter. Viele dieser Dinge sind mir inzwischen klar, um das zu verstehen muss man aber doch mal eben kurz in die Geschichte ausholen. Argentinien war Anfang des vorigen Jahrhunderts eines der reichsten Länder der Welt. Die ökonomischen Folgen zweier Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise haben das Land dann aber ins Schleudern gebracht, es folgten lange Jahre der Militärdiktatur, die im Falklandkrieg gipfelten. Selbst in demokratischer Zeit gab es immer wieder Probleme, unter Präsident Menem wurde das Land rücksichtslos ausgebeutet zugunsten einiger weniger, 2001 kam dann die große Krise. Inzwischen geht es zwar wieder aufwärts, aber Korruption ist allerorten und oft hoffnungslos offensichtlich. Man hat also gelernt, im Zweifelsfall wird einen der Staat nicht unterstützen, die einzigen auf die man sich verlassen kann sind Freunde und Familie. So etwas begünstigt nicht nur Vetternwirtschaft, sondern kommt meiner Meinung nach auch dadurch zum Ausdruck, dass man eben oft auch erst einmal an sich und die seinen denkt, statt an den Gegenüber. Natürlich wird man nicht sogleich übervorteilt (wer zu offensichtlich Tourist ist, vermutlich schon) aber es wird einem halt trotz großer Freundlichkeit mit etwas Reserviertheit begegnet. Wir Deutschen sind ja gewöhnt, alles was gesagt wird, gleich für bare Münze zu nehmen, eine ausgesprochene Einladung steht, Kritik wird schonungslos geäußert. Das macht man hier nicht so, ähnlich wie im angelsächsischen Raum muss eine Einladung schon sehr deutlich oder mehrfach ausgesprochen sein worden, damit man sie auch als echt ansehen darf. Sowas wird dann leicht als Oberflächlichkeit missverstanden, ist aber eigentlich nur Ausdruck einer anderen Umgangskultur miteinander.
Hat man dann aber Freundschaft geschlossen, gehen Argentinier dann auch für einen durch dick und dünn. Als es drauf ankam, waren meine Freunde hier zur Stelle. Natürlich sind auch weiterhin leichtfertig gemachte Zusagen mit Vorsicht zu genießen, aber man kann davon ausgehen, man nicht im Regen stehen gelassen wird und dass Argentinier dann auch nicht unwesentliche Schwierigkeiten auf sich nehmen, wenn ein Freund Hilfe braucht. Im Notfall auch gegen den Staat, der sowieso eher als Gegner empfunden wird, in den Händen als korrupt verschriener Politiker. Verkehrsregeln werden wie überall in Lateinamerika missachtet und auch andere Regeln wie Rauchverbote, Sicherheitshinweise, usw. werden nur dann befolgt, wenn sie auch jemand durchsetzt. Was durchaus auch geschieht, in Reisebussen kann man richtig Ärger mit den Fahrer oder Beifahrer bekommen, wenn man raucht (andere rauchen dafür selbst) und in den Innenstädten ist relativ viel Polizei präsent, die dann auch bei-Rot-über-die-Ampel-Fahrer mit ihren Trillerpfeifen anraunzt. Drei Blocks weiter ist dann aber schon wieder niemand zu sehen...

Argentinier sind unheimlich gesellig und können viel Zeit damit verbringen, einfach nur bei ein paar Mate (eine Art Tee, das Nationalgetränk) über Gott und die Welt zu reden. Nebenher läuft im Fernsehen irgendeine sinnlose Show (mein Antifavorit: Eine Abnehmshow in dem 200-Kilo-Leute von Waagesession zu Waagesession gequält werden), die Nachrichten oder eine Telenovela. Es ist auch durchaus üblich, unangemeldet irgendwo einzuscheien, ein paar Mate zu trinken und dann wieder zu gehen. Solche Mate- und Redesessions finden auch gerne mal bis in die Morgenstunden statt, mehrfach sind Freunde schon um 9 Uhr mit blutunterlaufenen Augen in der Uni aufgetaucht "ja wir haben noch bis halb sechs Mate bei X getrunken". Generell gilt, schlafen kann man, wenn man tot ist. Auch unter der Woche wird gern gefeiert, Grund par excellence ist das asado, die argentinische Variante des "Grillens". Oder man trifft sich bei Freunden zu Pizza, picadas (Käse-, Schinken-, Wurstwürfel, Oliven, .... Brot), Hamburgern usw. Oft geht es danach noch in die Disco (die hier so gut wie alle xyz-Bar heißen). Überhaupt ist Discogehen eine der Standardbeschäftigungen, auf ein paar Bierchen in einen Kneipe zu gehen, ist nicht so Ding der Argentinier. Tagsüber auf ein paar Kaffee ins Café aber schon. Zu Abend wird eher spät gegessen, viele Restaurants machen erst um neun, halb zehn auf. In die Disco geht man dementsprechend nicht vor drei Uhr nachts, vorher ist dort absolut tote Hose. Dafür bleibt man dann bis 6,7 in der frühe. Unglaublicherweise sind viele Argentinier dann aber schon wenige Stunden später wieder auf den Beinen, mit den bekannten Augenringen.
Getrunken wird auf Piste Fernet (oft mit Cola und/oder Wein gemischt), Wein, Wodka-O (destornillador), unglaublich billiges und schlechtes Bier (das gute Quilmes ist vielen wohl zu teuer), Sekt, usw. Was einen durchschnittlichen Mitteleuropäer schier in den Wahnsinn treiben kann ist der Musikgeschmack. Natürlich läuft, vor allem tagsüber im Radio aller möglicher Latinopop (ein paar Namen: Miranda!, Julieta Venegas (Mexico), Leo Garcia, los fabulosos cadillacs, natürlich Shakira und Konsorten) und relative bekanntes Zeugs (Beatles, US-Pop, die Scorpions (!)), aber zu Partys und in der Disco führt kein Weg um Cumbia herum, ein ursprünglich aus Kolumbien stammender Musikstil. Der ist zwar für Discos wirklich nicht übel und auch zum tanzen ganz okay, aber der Fanatismus, mit dem zuweilen schon nach einem halben Lied anderer Musik die ersten Lynchmobs auftreten ist schon krass. Tekkno ist nicht so, mitunter aber Reaggeaton (auch in Europa bekannt: Daddy Yankee mit Gasolina...). Bekannte deutsche Bands sind die Scorpions und Rammstein (und Tokio Hotel...).
Mitunter lustiges Detail: Es gibt hier eine echte Knappheit an Münzgeld. Oft findet sich in Ladenkassen keine einzige Münze, und entweder man hats passend, man kriegt noch was mit für das Wechselgeld (in Obst- und Gemüseläden oft) oder man kriegt die letzten 10 Cent geschenkt. Das passiert mir sogar regelmäßig im Supermarkt (Carrefour, eine französische Kette). Wer im Laden bekannt ist kann auch schon mal damit rechnen, etwas schuldig bleiben zu dürfen und dann beim nächsten Einkauf zu bezahlen, wobei ich inzwischen vermute, dass das einfach eine verkappte Variante von "passt scho" ist. Jedenfalls bin ich wohl die einzige Person weit und breit, die dann zwei Tage später auch wirklich anrückt "...und dann sind da ja noch die 35 centavos vom letzten Mal. - Ach, wirklich?". Sehr lustig. Kartenzahlung kommt nicht so oft vor, ich mache das hier gar nicht, weil man in der Regel dem Kassierer seine Geheimzahl sagt(!), außerdem wird die Ausweisnummer abgefragt.
Hmm, ich glaube der Eintrag ist schon lang genug. Fortsetzung folgt...